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Druck raus, Lust rein – was Erektion wirklich braucht

  • Autorenbild: Christian Scharl
    Christian Scharl
  • 31. Aug.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Sept.

Druck raus und Lust rein bei Impotenz und Erektionsproblemen
Sexualität lebt nicht von Leistung – sondern von Spüren, Loslassen und echter Begegnung.

Wie Erektion eigentlich funktioniert – ein kleiner Ausflug ins Nervensystem

 

Fangen wir mit einer vielleicht überraschenden Erkenntnis an:

Eine Erektion ist kein Produkt deiner Willenskraft.

Du kannst sie nicht „machen“.

Du kannst sie auch nicht „befehlen“.

(Und nein – fluchen hilft auch nicht.)

 

Eine Erektion ist ein Reflex – ein körperlicher Ablauf, gesteuert vom autonomen Nervensystem.

Und zwar vom parasympathischen Teil, der auch für Dinge wie Verdauung, Regeneration und Entspannung zuständig ist.

 

Wenn also alles passt – die Erregung steigt, du fühlst dich sicher, entspannt und bei dir – dann wird ein Signal an die Blutgefäße im Penis geschickt:

 

„Los, Jungs, macht Platz!“


Die Arterien öffnen sich, das Blut fließt ein, die Schwellkörper füllen sich, und der Penis wird hart.

Gleichzeitig sorgen kleine Venenklappen dafür, dass das Blut nicht gleich wieder abhaut.

 

Das ist das Happy End der körperlichen Lust – wenn alles passt.

 

Aber was passiert, wenn’s nicht passt?


Der natürliche Feind der Erektion: Stress, Druck und zu viel Wollen

 

Wenn du aufgeregt bist, nervös oder unter Druck stehst, schaltet dein Körper in den sympathischen Modus – also in den Teil des Nervensystems, der auf Kampf, Flucht oder Erstarren programmiert ist.

Dein Herz schlägt schneller, deine Muskeln spannen sich an, deine Atmung wird flacher – alles bereitet sich auf „Leistung“ vor.

 

Was dabei abgeschaltet wird?

Richtig: Alles, was mit Entspannung, Verdauung und – genau – Erektion zu tun hat.

 

Stress ist der natürliche Erektionsverhinderer.

 

Und Stress kann viele Gesichter haben:

 

„Ich will, dass es heute besonders gut wird.“

„Ich muss sie befriedigen.“

„Ich darf nicht versagen.“

„Ich muss sie zum Orgasmus bringen.“

„Ich hoffe, sie merkt nicht, dass ich unsicher bin.“

 

All das sind Gedanken, die dein sympathisches Nervensystem aktivieren.

Und genau das verhindert, dass dein Penis genug Blut bekommt.

 

Kurz gesagt:

 

Wenn du zu sehr willst, funktioniert’s nicht.


Lust braucht Loslassen. Nicht leisten.

 

Aufmerksamkeit bei ihr – aber wo bleibst du?

 

Viele Männer haben gelernt:

 

„Ich bin für ihre Lust verantwortlich.“

„Ich muss wissen, was sie braucht – und es liefern.“

„Wenn sie nicht kommt, hab ich was falsch gemacht.“

 

Diese Gedanken wirken zunächst ritterlich.

Aber: Sie führen oft dazu, dass der Mann sich komplett aus seiner eigenen Sexualität entfernt.

 

Die ganze Aufmerksamkeit geht zur Frau – was sie spürt, was sie braucht, wie sie reagiert.

Und gleichzeitig entfernt sich der Mann immer weiter von seinem eigenen Körper.

 

Das Resultat:

 

  • Der Penis wird nicht mehr gespürt.

  • Die Lust bleibt aus.

  • Die Erregung entsteht im Kopf – und nicht im Becken.

  • Und der Körper reagiert mit Stillstand.

 

Der Penis ist aber ein Teil des Körpers – und er braucht Berührung, Präsenz, Spüren.

 

Die Körperhaltung der Erektion – warum Selbstbefriedigung funktioniert, aber Sex nicht

 

Ein weiterer spannender Punkt:

Viele Männer haben beim Masturbieren keine Erektionsprobleme – aber beim Sex schon.

 

Warum?

Weil sie sich über Jahre ein ganz bestimmtes Körperschema antrainiert haben:

 

  • eine bestimmte Haltung,

  • ein bestimmter Atemrhythmus,

  • ein bestimmter Muskeltonus,

  • ein ganz eigener Rhythmus.

 

Das nennt man in der Körpertherapie ein „eingefahrenes Lustmuster“.

 

Beim Sex mit einer Partnerin ist aber alles anders:

 

  • der Körper liegt anders,

  • die Reize kommen von außen,

  • die Bewegungen sind fremdbestimmt,

  • die Spannung ist höher (weil man etwas leisten* will).

 

Und plötzlich funktioniert das, was in der gewohnten Haltung beim Masturbieren wunderbar klappt, überhaupt nicht mehr.

 

Lustlos penetrieren? – Dann streikt der Penis irgendwann

 

Noch ein Aspekt, der selten offen ausgesprochen wird:

Manche Männer verlieren ihre Erektion, weil sie zwar penetrieren, aber dabei nichts empfinden.

Oder weil sie gar nicht wirklich Lust aufs Penetrieren haben – sondern glauben, dass sie „es halt tun müssen“, weil "es dazu gehört" oder weil "sie es braucht".

 

Aber:

 

Penetration ohne eigenes Begehren ist wie Tanzen ohne Musik.

 

Wenn ein Mann nur penetriert, um „sie“ zu befriedigen – aber selbst nichts dabei spürt oder genießt – dann fehlt die innere Beteiligung.

Und der Penis merkt das.

Er denkt sich vielleicht: „Du hast da unten kein echtes Interesse – warum soll ich mich dann anstrengen?“

 

Für eine stabile Erektion braucht es also nicht nur körperliche Stimulation, sondern auch eigene Lust am Penetrieren.

Nicht als Pflicht. Sondern als Ausdruck von Begehren, als Spiel, als Berührung.

 

Was tun? Erste Ideen statt Patentrezepte

 

Zuerst: Es gibt keine einfache Lösung. Keine Technik, die bei allen hilft. Keine Pille für das Gefühl.

 

Aber es gibt einige mögliche Wege, die ich hier teilen möchte:

 

🌀 Langsamkeit

 

  • Berührungen langsamer werden lassen.

  • Die Geschwindigkeit der Bewegung verringern.

  • Das Nervensystem hat dann Zeit, sich zu entspannen.

 

Langsamkeit bringt dich automatisch in Kontakt mit deinem Körper.

 

💬 Reden – vor dem Sex, beim Sex, über den Sex

 

  • Fragen: „Was magst du?“

  • Sagen: „Ich bin gerade aufgeregt.“

  • Teilen: „Ich würde gern langsamer machen.“

 

Sexuelle Kommunikation ist kein Stimmungskiller – sie ist der Nährboden für echtes Vertrauen.

 

🔄 Verantwortung teilen

 

  • Du bist nicht für ihren Orgasmus zuständig.

  • Sie ist nicht für deine Erektion verantwortlich.

  • Jeder ist für sich da – und ihr trefft euch in der Mitte.

 

🤲 Aufmerksamkeit auf den eigenen Körper

 

  • Was fühlt sich für dich gut an?

  • Was berührt dich wirklich?

  • Wie möchtest du penetrieren – nicht nur, um etwas zu „geben“, sondern weil es dir selbst gefällt?

 

Achtsame Masturbation – dein Penis als Partner, nicht als Werkzeug

 

Ein wunderbarer Weg, um deine eigene Lust wiederzufinden, ist eine bewusste, achtsame Selbstbefriedigung:

 

Nicht schnell, nicht zielgerichtet, nicht auf den Orgasmus hin.

Sondern langsam, forschend, mit Neugier:

 

„Wie fühlt sich diese Berührung an?“

„Wie verändert sich meine Lust, wenn ich langsamer werde?“

„Was passiert, wenn ich meine Atmung bewusst wahrnehme?“

 

Ein Artikel zu achtsamer Masturbation folgt bald – stay tuned.

 

🔎 Fazit: Es gibt keine Patentlösung – aber es gibt deinen Weg

 

Erektionsprobleme entstehen aus einem Zusammenspiel von Körper, Geist, Emotion und Geschichte.

Sie haben viele Ursachen – und damit auch viele mögliche Wege der Heilung.

Deshalb funktioniert auch kein Schema F.

 

Aber:

 

Die Lösung beginnt immer mit dem ersten Schritt zu dir selbst.

Mit Ehrlichkeit. Mit Spüren. Mit einem „Stopp“ für den Leistungsdruck.

 

🤝 Wenn du magst, begleite ich dich dabei.

 

In meiner Praxis unterstütze ich Männer auf ihrem ganz persönlichen Weg zurück zur Lust, zur Erektion, zur Selbstverbindung.

Nicht als Reparaturservice – sondern als Forschungsraum.

 

👉 Wenn du bereit bist, dich wieder zu spüren – ich bin da.


 

 
 
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